Leserbrief zum SZ-Artikel vom 26.01.2017 über die GEWOFAG-Veranstaltung

Leserbrief zur Berichterstattung über die GEWOFAG-Veranstaltung in der SZ vom 26.1.

von Wolfgang Gutermuth – 81825 München

Sehr geehrte Damen und Herren !

Zu Ihrem Artikel „Mehr als nur ein Bolzplatz“ vom 26.1.2017 möchte ich folgendes anmerken:

Um die geschilderte Reaktion der Bevölkerung bei der Infoveranstaltung der Gewofag verstehen zu können, ist die Vorgeschichte von Bedeutung. Am Anfang stand die Planung von 3000 Wohnungen (Projekt „Wohnen für alle“) in einem geheimen Verfahren ohne jegliche Beteiligung der Bürger Münchens, die in einem nichtöffentlichen Beschluss des Stadtrats mündete. Beteiligte Stadträte gaben zu, es habe keine Einzelfallprüfung bezüglich der betroffenen Grundstücke stattgefunden, bei einer Einzelentscheidung hätten sie der Bebauung der Unnützwiese nie zugestimmt.

Vor einer Bürgerversammlung, auf der ein Vielfaches der normalen Teilnehmerzahl mit überwältigenden Mehrheiten eine Nichtbebauung forderte, hatte OB Reiter bereits in Interviews erklärt, an dem Beschluss sei nicht zu rütteln. Vertreter der Stadtplanung waren dort nicht anwesend, was Versammlungsleiter Podiuk scharf rügte. Das Nichterscheinen wurde mit einem Mißverständnis entschuldigt und eine „Wiedergutmachung“ durch eine Infoveranstaltung mit der Gewofag versprochen.

Bei dieser wollte dann die Moderatorin die Teilnehmer nach einem Einführungsreferat des Geschäftsführers der Gewofag aus dem Plenum zu einzelnen Workshops schicken und Fragen im Plenum nicht zulassen, sofern sie nicht im vorhinein auf Zetteln eingereicht worden seien (was die Teilnehmer nicht wußten). Dies erfolgte in derart schulmeisterlicher Art und Weise, dass sich die Zuhörer zusätzlich provoziert fühlten, zumal die Vertreter der Stadt (Stadtplanung, Gartenbaureferat, Lokalbaukommission etc.) diesmal anwesend waren und „auskunftsbereit“ auf der Bühne standen. Spätestens in der dann doch zugelassenen Diskussion wurde klar, dass die Darstellung, die Stadträte des Bezirks hätten einen „Teilbebaungskompromiss“ erreicht, unzutreffend ist. Selbst der Vertreter der LBK, dessen Ausführungen zur Genehmigungsfähigkeit (z.B. „nichttrennende Qualität“ der Bajuwarenstrasse) bei fachkundigen Zuhörern teilweise ungläubiges Staunen auslösten, kam zu keiner höheren Bebaubarkeit als jetzt (und von Anfang an) geplant.

Beim „Kompromiss“ wurden also wohl entweder die Stadträte des Bezirks oder zu deren Rechtfertigung die Bevölkerung getäuscht.
Dass unter diesen Umständen die Bürger Truderings sich nicht ernst genommen fühlen und die Beteuerungen der Politiker zur Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen sowie Zielsetzungen für Grünflächen und Spielplätze (auch schriftlich nachlesbar) als in klarem Widerspruch zum tatsächlichen Handeln einstufen und von Stadträten, Bezirksausschußmitgliedern und Verwaltung in höchstem Maße enttäuscht sind, kann danach niemanden wundern.

Noch wäre Gelegenheit, die Argumente der Bürgerinitiative zu würdigen und eine schwerwiegende städtebauliche Fehlentscheidung zu revidieren. Bei der extremen Verdichtung derzeit noch vorhandene Grünflächen und Spielplätze sind so wertvoll, dass einige Wohnungen weniger eher hinnehmbar erscheinen als die endgültige Zerstörung der Unnützwiese als Bolzplatz.

Wolfgang Gutermuth